Lage der Ebersburg
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Ein Faltblatt, 2006 vom Regionalverband Harz herausgegeben, wirbt: Im Zeichen des Roten Milan - Zwischen Harz und Hainleite / Natur erleben an der TRANSROMANIKA. Unsere Region ist darin mit acht Orten vorgestellt, darunter auch "Kleines Burgenland" mit der mittelalterlichen Ruine Ebersburg und der der Heinrichsburg bei Neustadt.
Ein Minnesänger, in Thüringen im Mittelalter keine Seltenheit, lässt darin seine Verse erschallen: "Ein Vöglein flog in die Linde vor Tag, weckte mich, hör, was es singen mag!" Lassen wir ihn singen von der Ebersburg nahe bei Herrmannsacker, denn sie hat ein Hohelied verdient. Es soll in unseren Breiten Personen geben, denen dieses besondere Refugium noch unbekannt ist. In ihnen soll mit den Artikeln in der Nordhäuser Allgemeinen die Neugier auf das Bauensemble und die es umgebende Natur geweckt werden. Wetten, das jeder, der wieder von dannen geht, ein gutes Gefühl hat! Also, fangen wir an.
Auf einem Porphyrkegel des südlichen Harzrandes liegt nördlich des Dorfes Herrmannsacker im Landkreis Nordhausen die Ebersburg am Westende des vom Krebsbach durchflossenen Wetzelstales. Weite Blicke öffnen sich von ihr vor allem gen Südosten hin bis zum Kyffhäusergebirge.
copyright © photo by Alexander Moser - November 2008
Von der Südseite kommend, z. B. aus Nordhausen, von der Mittagsseite her, ragt im Braunrot des Porphyrs der imposante Bergfried über den Wald. Auch das Kammertor ist zu sehen - seit über 800 Jahre zeigen sich diese romanischen Bauwerke den Menschen. Generationen haben also diesen Anblick in sich aufgenommen, weitere sollen es tun können. Denkmalerhalt ist der Menschen Pflicht, weil das uns Anvertraute Kunde gibt von unserem kulturellen Herkommen.
Ehe wir, mit dem Auto kommend, dieses Gefährt nahe der Gaststätte Sägemühle abstellen, um uns im Laubwald bergan zu begeben, lasse ich einen Wanderer zu Wort kommen, der vor gut 150 Jahren zu Fuß von Nordhausen aufbrach. Da es auch im Frühling war, passt die Atmosphäre sehr gut.
"Auch mich bewog ein schöner Maientag, hinaus zu wandern aus der Enge der Stadt und meine Schritte nach der Ebersburg zu lenken. Nach einem kaum zweistündigen Gange stand ich auf der Straße von Nordhausen nach Stolberg am Fuße eines nicht unbedeutenden, mit schönem Buchenwald bewachsenen, den Harz begrenzenden Berges, auf dessen Höhe sich ein roter Turm in einsamer Höhe erhebt. Ein klarer Bach umspült den Fuß des Burgberges, und seine Wellen murmeln leise, gleich einer Sage aus uralten Zeiten, über glatte Kiesel dahin. Ein schöner geebneter Weg führte in langen Windungen an der nördlichen Seite des isoliert stehenden Burgberges zur Ruine empor, an seiner Seite stehen die hohen Stämme schöner Buchen. Beim Hinansteigen konnte ich bemerken, wie die äußeren Verteidigungswerke, von denen noch einzelne Mauertrümmer vorhanden waren, sich in ziemlicher Entfernung von der Kernburg erstreckt hatten ... Der feste Bergfried und das Torgewölbe haben der Zeit und der Witterung mächtig Trotz geboten."
Es ist fast so, als ob uns der damalige Wanderer aus Nordhausen den heutigen Weg beschreibt. Denn Dank des Vereins für lebendiges Mittelalter und deren Helfern ist der Weg in gutem Zustand, was er vor einiger Zeit keinesfalls war.
Dass das romanische Kammertor weiterhin fest verankert steht, ist seiner Restaurierung mit Denkmalmitteln des Landes und des Landkreises zu verdanken, deren Summe aber leider begrenzt ist, so dass auch die Ebersburg in den Chor der Denkmale einstimmen muss, die um Spenden bitten. Aber an ihrem Aufblühen sieht man dann ja unmittelbar, was mit dem Geld entstanden ist. Denn, da ist ja dieser vom Wanderer gerühmte starkwandige hohe rote Turm. Ihn umspannen seit gut einem Jahr Metallnetze, die verhindern, dass weiteres Mauerwerk herabfällt, weil hier oben die Winde heftiger sausen als im Tal. Er war einst ein Guck-ins-Land, - er war! Wie wäre es, wenn ...? Man bedenke, diese Burganlage ist eine der wenigen, die die Baukunst der Romanik, den Rundbogenstil, noch so unverfälscht zeigt, und, das sollte nicht außer acht gelassen werden, sie steht in unserer Region!
Bei ihren täglichen Arbeiten auf der Burgruine, der man die helfenden Hände schon sehr ansieht, entdecken die Mitglieder des Vereins stets auch Neues, so dass die Burganlage mehr und mehr in ihrer ursprünglichen Gestalt nachzuempfinden ist. Die Geschichte der Ebersburg ist nicht so erforscht wie z. B. die der Burgruine Hohnstein oberhalb von Neustadt. Dennoch gibt es dank einiger Burgenforscher auch zu diesem Monument auf der Höhe so manches Bemerkenswerte zu berichten.
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