Vergessen & Erwachen
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Vergessen im Lauf der Jahrhunderte
Bevor im letzten Beitrag der Serie über die Burgruine Ebersburg auf das aktuelle Geschehen in der Anlage aufmerksam gemacht wird, sei noch ein kurzer Hinweis auf die Historie gestattet.
1247, so berichteten wir, starb das Geschlecht der Thüringer Landgrafen, die Ludowinger, aus. Es entbrannte der Thüringische Erbfolgekrieg, in den auch die Ebersburg verwickelt war. Für sie wurde das Wirken des Grafen Siegfried von Anhalt wichtig. Um erfolgreich um sie kämpfen zu können, wurden in kürzester Entfernung fünf Kleinstburgen, die sogenannten "Allzunah", errichtet, und zwar um 1274 - 1249. Die Grafen von Anhalt übergaben die Ebersburg 1326 an die Grafen von Stolberg, die wiederum verschiedene Adelsfamilien mit ihr belehnten. 1650 wird die Burg als "wüst" bezeichnet, d. h., sie war seit Jahrzehnten nicht mehr bewohnt.
Bei der Gebietsreform in der DDR 1952 wurden Herrmannsacker und die Burgruine dem Kreis Nordhausen hinzugefügt, seit 1990 sind sie Teil des Landkreises Nordhausen. Die Ebersburg ist also in dessen Besitz.
Im Gegensatz zur Burgruine Hohnstein bei Neustadt, auch dem Landkreis gehörend, die in den vergangenen Jahren bereits denkmalgerecht saniert wurde, führte die Ebersburg eher einen Dornrösschenschlaf.
In Herrmannsacker jedoch war sie nie vergessen, und auch sonst erklommen Interessierte den Burgberg.
Das Erwachen
Besonders die Mitglieder des Vereins für lebendiges Mittelalter, in Nordhausen gegründet, zog es auf diese romanische Anlage. In Absprache mit dem Landratsamt wurden freiwillige Arbeitseinsätze durchgeführt. "Wüst" sollte es fürderhin dort nicht wieder sein!
Nach gründlichen Verhandlungen kam es am 19. 04. 2006 in Herrmannsacker zum feierlichen Vertragsabschluss zwischen dem Landratsamt Nordhausen und dem Verein.
Es ist hier nicht der Platz, um auf Einzelheiten des Vertrages hinzuweisen, die kann man an Ort und Stelle erfragen. Tatsache ist, das seit diesem Zeitpunkt die Frauen und Männer des dem Mittelalter verpflichteten Vereins die Ebersburg und ihr Umfeld unter ihre Tatkraft genommen haben, im Bunde mit den Denkmalbehörden Thüringens, mit dem Landratsamt, der Gemeinde Herrmannsacker und anderen Freunden dieses hochmittelalterlichen Denkmals.
Da die Burgruine ja für Besucher geöffnet ist, muss gewährleistet sein, dass jeder unbeschadet über den zugänglichen Teil gehen kann. Auch aus diesem Grund ist eine stete Entfernung von Teilen des Bewuchses auf den Ebenen und Schrägen notwendig.
Übriggebliebenes Wurzelwerk und andere Stolperfallen wurden entfernt, alles von Hand gemacht mit Schaufel, Harke, Schubkarre. Einige Bäume, die, genau definiert auf den historischen Mauern standen, wurden nach Absprache mit der Naturschutzbehörde gefällt. Der Dank gilt der Firma Oberbüchler aus Buchholz und den Schlepperfreunden Ebersburg e. V. Die Burganlage ist wieder gut sichtbar, schon vom Buchholzer Berg grüßt sie herüber.
Während der Arbeiten wird auch das Baumaterial gesichert und gesammelt, damit es bei den künftigen Sanierungsarbeiten verwendet werden kann.
Ein guter Zugang zu einer Burganlage ist notwendig. Deshalb wurde der Weg hinan allein im Jahr 2006 auf einer Länge von ca. 500 m hergerichtet. Tiefe Spülrinnen wurden entfernt, die Ränder ausgekratzt, geebnet und gesäubert. Insgesamt bewegte man dazu mit Muskelkraft ca. 103 m³ Erde, Humus, Äste und anderes. Das waren 1280 Schubkarrenladungen. Der Weg muss weiterhin gepflegt werden, denn durch die Witterungseinflüsse unterliegt er ständigen Veränderungen.
Ein Hinweis für die Besucher: Bitte sich zu Fuß den Berg hinauf bewegen, nicht mit Fahrzeugen! Entsprechende Hinweisschilder finden sich am Anfang des Weges. Am ehemaligen Tor 1 wurde eine Schranke angebracht, ebenso ein Drehkreuz, damit Fußgänger die Anlage jederzeit besuchen können.
2005/06 nahm man eine Teilsanierung des Kammertores vor, vom Landratsamt initiiert.
Ende 2005 brach ein größeres Stück der Außenschale vom hohen Turm herab. Es war dringend geboten, eine Notsicherung durchzuführen, die weitere Abstürze auffängt und die Besucher schützt. Dafür wurden 114 m² Folie, 250,4 m Stahlseil, 277,2 m² Steinschlagschutznetz, 495 m² hochfestes Stahlseilnetz verarbeitet.
Dieser Zustand kann aber nur ein vorübergehender sein, denn die Einsturzgefahr besteht ja weiterhin. Ziel ist es, den Turm, das Kernstück der Burganlage, für uns und kommende Generationen zu bewahren, ihn wieder zugänglich zu machen, um von ihm die herrliche Landschaftssicht zu genießen. Denn, nur wer die Vergangenheit (er)kennt, kann Gegenwärtiges und Zukünftige meistern! Auch die innere Ringmauer ist stark gefährdet, deshalb besteht hier gleichfalls unmittelbarer Handlungsbedarf.
Seit 2006 wird der Verein durch den Einsatz von AGHs und einer ABM-Kraft unterstützt. Das ist hilfreich. Die Vereinsmitglieder haben mit den Arbeitskräften vor Ort im letzten Jahr (2007) insgesamt 7318 Stunden auf der Anlage gearbeitet. Das Ergebnis ist sehenswert.
Jeder weiß, ohne Geld geht es auf Erden nicht! Fördermittel werden zur denkmalgerechten Sanierung benötigt. Zu jedem Förder-Euro müssen Eigenanteile erbracht werden. Die versucht der Verein durch die regionalen und überregionalen Auftritte zu erwirtschaften. Aber, das sind die berühmten Tropfen auf den heißen Stein. Spenden von interessierten Personen werden gebraucht, Sponsoren, und damit Förderer, sind unbedingt gefragt!
Es liegt also in der Hand vieler Menschen, ob es in nicht allzu ferner Zukunft heißen kann: Wenn man über den Buchholzer Berg kommt, grüßt erhaben die Ebersburg mit ihren imposanten Mauern auf rotem Fels, gesäumt von grünem Wald.
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